Nach traumatischen Erlebnissen den Schmerz überwinden. (DR) Vor etwa zwei Jahren hat der Schriftsteller León seine zwei liebsten Menschen bei einem Attentat in Wien verloren - ein "fehlgeleitetes Arschloch" hat seine Ehefrau Lydia und die gemeinsame Tochter Hanna mit 16 anderen Menschen im Namen Gottes in die Luft gesprengt. León selbst hat mit Glück überlebt und meidet seither die Außenwelt. In seiner Einsamkeit beschäftigt er sich lieber mit Geistern als mit den Lebenden. Wie eine reale Person sitzt eines Tages das Mädchen Judith in seiner Wohnung, das mit ihm über die tragische Vergangenheit spricht. Judith stammt aus der jüdischen Buchhändlerfamilie Klein, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Leóns Haus gelebt hat. Von ihren verzweifelten Eltern ist sie als 10-jährige 1938 mit einem Kindertransport nach Holland geschickt worden, ihre beiden älteren Geschwister Lena und Max durften nicht mitkommen. Von Max, der den Holocaust knapp überlebt hat, existiert ein Notizbuch, aus dem der Schriftsteller León einen Roman gestalten möchte. Da tritt eine zweite Judith in das Leben des traumatisierten Mannes. Mit ihr, die eine Enkelin von Max Klein ist und in New York lebt, hatte er vor 20 Jahren eine glückliche Beziehung. Nun tut sich die Hoffnung auf, dass die seelischen Wunden endlich heilen können. Meist in der Ich-Form erzählt Leon von seinen realen und imaginierten Erlebnissen, wobei die Beschäftigung mit der unfassbaren Grausamkeit der Judenverfolgung am Beispiel einer konkreten Familie stets hineinspielt. Die wechselnden Reisen durch Raum und Zeit erfordern bei der Lektüre konzentriertes Mitdenken, die Tragik des Geschehens ist bedrückend. Und trotzdem keimt schlussendlich Hoffnung auf. Lesenswert!
Medium erhältlich in:
4 KÖB St. Michael Kirchborchen,
Borchen
Personen: Horváth, Martin
Horváth, Martin:
Mein Name ist Judith : Roman / Martin Horváth. - München : Penguin Verl., 2019. - 363 S.
ISBN 978-3-328-60010-7 fest geb. : EUR 22,00
Schöne Literatur - Signatur: Horva - Buch