Timm, Uwe
Am Beispiel meines Bruders


Rezension

Ähnlich den Erinnerungen von P. Härtling (in dieser Nr.) hat auch U. Timm (geb. 1940) ein ergreifendes Porträt seiner Familie im 3. Reich und danach gezeichnet, das schwerpunktmäßig seinem 16 Jahre älteren Bruder gilt, den er selbst kaum kannte, da er 1943 als Mitglied der SS-Totenkopf-Division in der Urkraine fiel. Dieser vom Vater verehrte Bruder schwebt fortan über der Kindheit und Jugend als Vorbild, das der Junge sich lange nicht zu hinterfragen traut. Erst mit dem Tod der Mutter gelingt ihm die Beschäftigung mit seiner eigenen Geschichte, in die er behutsam und wertfrei eintaucht. Eigene Erinnerungsfetzen an den Bruder wechseln dabei mit Erzählungen anderer sowie Informationen aus Tagebuchnotizen und Briefen ab. Bewusstes Erleben wie die Bombardierung Hamburgs oder der Einmarsch der Amerikaner in Coburg, wohin die Mutter mit den Kindern evakuierte, sind gepaart mit Beobachtungen, wie die Familie mit dem Verlust des Bruders umging. Das beachtenswerte Buch (BA 10/03) ist darüber hinaus der Versuch, die Haltungen zu erforschen, die den Nationalsozialismus möglich machten. Hervorragende Lesung.


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Personen: Timm, Uwe Krusemark, Günther

CD-LIT 275 TIM

Timm, Uwe:
Am Beispiel meines Bruders / Uwe Timm. Gelesen von Gert Heidenreich. Regie: Günther Krusemark. - Ungekürzte Lesung. - Köln : Random House Audio, 2003. - 4 CD in Doppelbox + Beil.
ISBN 978-3-89830-653-9 (4 CD zs.) : EUR 29.50

Zugangsnummer: 65911007508
CD-LIT 275 TIM -