Rezension
Unter der Oberfläche des alltäglichen Einerleis brodelt's: Der vor allem in den USA offensichtlich aus gutem Grund berühmte japanische Autor Haruki Murakami (vgl. BA 12/03) legt eine Sammlung von 11 erstklassigen Geschichten zeitgenössischer amerikanischer Autoren vor (von denen hierzulande Raymond Carver und Paul Theroux am bekanntesten sein dürften), steuert selbst eine bei und leitet jeden Text kurz ein. Alltäglich ist z.B., dass (in "Der Mohr" von Russel Banks) eine Gruppe 50-jähriger Männer ein Lokal betritt, um einen hinter die Binde zu gießen. An einem Tisch sitzt, weil sie Geburtstag hat, eine 80-jährige Frau, und ihr Blick blitzt einen der Männer an und löst Erinnerung aus: Vor 30 Jahren liebten sie sich, sie war eine verheiratete Frau, er ein Klempnerlehrling. Spät in der Nacht, als er allein nach Hause fährt, zieht er Lebensbilanz, und außer den Freundlichkeiten der Frau bleibt nichts. Die Erzählungen deprimieren nicht, denn sie sind alle unpathetisch geschrieben, sprachlich sauber, nüchtern, du und ich spielen mit, umso mehr brennt die existenzielle Verlorenheit. Erstklassig!
Personen: Murakami, Haruki
BIRT
Murakami, Haruki:
Birthday stories / ausgew. und mit Einl. vers. von Haruki Murakami. - 1. Aufl. - Köln : DuMont, 2004. - 186 S. ; 22 cm
Einheitssacht.: Birthday stories
ISBN 978-3-8321-7897-0 fest geb. : EUR 19.90
BIRT - sch. Lit.Erw