Rezension
Benjamin Merz ist ein menschenscheuer und beruflich nicht sehr erfolgreicher Ethnologe, auf dem ein Kindheitstrauma lastet: der Verlust seiner Kommunikationsfähigkeit als Folge der massiven Unterdrückung durch seine 4 älteren Brüder. Erst als ihn ein Forschungsprojekt in eine kleine Stadt auf Sizilien führt, beginnt er, die Sprache zurückzuerobern und seinerseits die Menschen zum Sprechen zu bringen. Die Erfahrung der großen Liebe lässt ihn dann endgültig sein Kindheitstrauma überwinden: Aus Benjamin wird ein respektierter Forscher, ein hoch geachteter Mitbürger und am Ende ein Schriftsteller. Ortheil-Leser werden hier viele Motive und Themen des autobiografischen Romans "Die Erfindung des Lebens" (BA 12/09), aber auch von Ortheils Liebesromanen (zuletzt "Liebesnähe", ID-B 44/11) wiederfinden. Die Verbindung trivialer Erzählmuster und anspruchsvoller Fragestellungen, sprachlicher Klischees mit subtilen Beobachtungen ist charakteristisch für diesen Autor und sicherlich auch einer der Gründe seines Erfolges beim Lesepublikum. Diese bewährte Mischung wird auch seinem neuem Roman zum Erfolg verhelfen.
Personen: Ortheil, Hanns-Josef
ORTH
Ortheil, Hanns-Josef:
¬Das¬ Kind, das nicht fragte : Roman / Hanns-Josef Ortheil. - München : Luchterhand, 2012. - 427 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87302-2 fest geb. : EUR 21.99
ORTH - sch. Lit.Erw