Thies, Heinrich
Geh aus, mein Herz, und suche Freud das Leben der Bäuerin Hanna
sch. Lit.Erw


Rezension

Auch Rezensentinnen sind ab und zu sprachlos: wie die besondere Qualität eines Buches würdigen, ohne hymnisch zu werden? Dies ist so ein Buch. In knappen, markanten Sätzen voll suggestiver Kraft sich dem bäuerlichen Milieu assimilierend, das es beschreibt. Wo Schweine- und Kartoffelpreise mehr bewegen als Weltpolitik. Wo der frühe Tod der Eltern Hanna zwingt, sich als Magd zu verdingen. Die 5. Anstellung führt ins Haus eines Witwers, der sie 1944 heiratet, dann aber nicht aus dem Krieg zurückkehrt. Sie versorgt seine Kinder, bis sie in 2. Ehe selbst Mutter wird und Jahre voller Elternglück und reichlich Arbeit erlebt. Doch Eigensinn und Frömmigkeit, die ihr Kraft gaben, der NS-Agitation zu widerstehen, lassen sie auch in überkommenen Arbeitsmustern verharren, Opfer des landwirtschaftlichen Strukturwandels werden: "Glück, das war für sie, an einem Frühsommermorgen bei Amselgesang melkend unter einer Kuh zu sitzen". Ihr Sohn (Jahrgang 1953) schrieb auf, wie in einer Tradition von Sprachlosigkeit und Frömmigkeit Leid ertragen und Schuld gefühlt wurde, lässt eintauchen in eine untergegangene Welt.


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Personen: Thies, Heinrich

Schlagwörter: BELLETRIST Geschichte 1939-1993 Bäuerin NIEDERSACH

THIE

Thies, Heinrich:
Geh aus, mein Herz, und suche Freud : das Leben der Bäuerin Hanna / Heinrich Thies. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 2001. - 317 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-455-09347-6 fest geb. : EUR 20.95

Zugangsnummer: 80602014682
THIE - sch. Lit.Erw