Rezension
Nach seinen Ausflügen in die literarische Dokumentation ("Echolot": ID 5/94, "Bloomsday '97": ID 6/98) kehrt Kempowski mit seinem neuen Roman zum autobiographischen Erzählen zurück. Zentralfigur ist ein eben examinierter Junglehrer, der seine erste Stelle als Dorfschulmeister antritt, inmitten der scheinbar "heilen Welt" der norddeutschen Provinz zu Anfang der 60er Jahre. In einer einfachen, oft spröde und trocken wirkenden Sprache und mit viel Liebe zum Detail zeichnet der Roman eine ländliche Idylle, die allerdings eingetrübt ist durch die Schatten der NS-Vergangenheit und durch Berechnung und Egoismus auch der ländlichen Bevölkerung. Kempowski charakterisiert seine Figuren mit sicherer Hand - und doch fehlt, vor allem im Blick auf die naive und etwas kauzig wirkende Gestalt des Dorfschulmeisters, die Prise erzählerischer Ironie, die den nostalgischen Rückblick zeitkritisch relativiert. Wegen der Bekanntheit des Autors ist überall mit Nachfrage zu rechnen.
Personen: Kempowski, Walter
KEMP
Kempowski, Walter:
Heile Welt : Roman / Walter Kempowski. - 1. Aufl. - München : Knaus, 1998. - 478 S.
ISBN 978-3-8135-0051-6 fest geb. : 46,90 + F
KEMP - sch. Lit.Erw