Rezension
Ein namenloser Ich-Erzähler, der dem Autor selbst verdächtig ähnlich ist, sitzt am Tag nach seinem 94. Geburtstag - man schreibt den 22.05.2032 - in einem lieblichen Garten. Dort wartet er auf Herrn Adamson, seinen Begleiter aus dem Reich der Toten, der ihn nun über die Schwelle bringen soll. Der Erzähler überdenkt noch einmal all die seltsamen und unglaublichen Abenteuer, die er als 8-Jähriger mit Herrn Adamson erlebt und jahrzehntelang verdrängt hatte ... Viele Klischees werden bedient in U. Widmers neuestem Roman (zuletzt "Ein Leben als Zwerg", BA 5/06). In dem bibliophil gestalteten Bändchen wirkt etliches konstruiert und bemüht zusammengebastelt, einige Handlungsstränge erscheinen störend und unpassend im Grundtenor der milden Heiterkeit und einer gewissen Ironie, die in der Erzählung vorherrschen. Auch kokettiert Widmer ein wenig zu aufdringlich mit dem (eigenen) Alter, dem (eigenen) Tod und der (eigenen) Sterblichkeit. Dennoch: Der vielseitige Schweizer ist eine gewichtige Stimme in der Gegenwartsliteratur, der eigentlich bei den Neuerscheinungen nicht fehlen sollte.
Personen: Widmer, Urs
WIDM
Widmer, Urs:
Herr Adamson : Roman / Urs Widmer. - Zürich : Diogenes, 2009. - 199 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-06718-7 fest geb. : EUR 18.90
WIDM - sch. Lit.Erw