Rezension
Im Krug zum Grünen Walfisch an der Nordseeküste vertreiben sich die Gäste eine lange Nebelnacht durch Geschichtenerzählen. Die Geschichten stehen beziehungslos nebeneinander, verbunden durch das Thema Nebel. Sie sind spannend, makaber, gruselig, auch hintergründig, und dienen dazu, 2 Männer in Ledermänteln im Krug festzuhalten, um dem Sohn der Wirtin auf seiner Flucht Vorsprung zu verschaffen. Ein zeitgeistlicher Bezug zur jüngsten Vergangenheit ist angedeutet, genau gelesen auch in den Geschichten. Sie erzählen von der lebensrettenden Freundschaft zweier Jungen oder - sehr makaber - vom toten Onkel Balthasar, von der lebensbedrohenden Suche nach einer Blume, thematisieren die Frage nach Gerechtigkeit und berichten von der "Tafel des Gleichmaßes". Es gibt eine Ballade vom Unheilbringenden Grünen Wal, und Sigi erlebt schließlich eine ungewöhnliche Reise durch Zeiten und Räume. Die aus dem Nachlass des Autors (1926-1997) erstmals veröffentlichten Texte sind "sperrig" und verlangen Nachdenklichkeit. Nichts erinnert an den heiteren Krüss. Zur Vervollständigung des Werkes empfohlen.
Personen: Krüss, James
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Krüss, James:
Im Krug zum Grünen Walfisch : Nebelgeschichten / James Krüss. Mit Ill. von Hauke Kock. - 1. Aufl. - Hamburg : Carlsen, 1999. - 125 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-551-55185-6 fest geb. : EUR 8,50
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