Rezension
Der neue Roman des schon mehrfach preisgekrönten Krimiautors Friedrich Ani (zuletzt ID-A 33/15) ist eine auch für den Autor ganz ungewöhnliche Mischung aus Krimi und Psychodrama. Denn die Verbrechen, die sich in einem kleinen Dorf namens "Heiligsheim" ereignen, sind nicht aus der Perspektive der ermittelnden Kommissarin beschrieben, sondern aus der Perspektive des Täters: eines Mannes um die 50, der hier als Junge - mit anderen Jungen - von wohlsituierten Dorfbewohnern aufs Übelste missbraucht wurde und der nun an Tätern wie Mitwissern grausam Rache nimmt. Der Leser wird dadurch in das chaotische Innenleben des Mörders hineingezogen und wird zum unfreiwilligen Komplizen seiner grausamen Taten. Der beklemmend zu lesende und dennoch bis zum überraschenden Schluss fesselnde Roman ist auch sprachlich von großer Eindringlichkeit und von einer fast alttestamentarischen Wucht. Keinesfalls eine leicht konsumierbare Spannungslektüre, sondern ein literarisch anspruchsvoller Krimi, in dessen Mittelpunkt der Kindesmissbrauch und seine schrecklichen Folgen für die Betroffenen stehen. Breite Empfehlung.
Personen: Ani, Friedrich
Standort: SL-KR
ANI
Ani, Friedrich:
Nackter Mann, der brennt : Roman / Friedrich Ani. - Erste Auflage. - Berlin : Suhrkamp, 2016. - 222 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-518-42542-8 fest geb. : EUR 20.00
ANI - sch. Lit.Erw