Rezension
Die Ich-Erzählerin, eine junge Frau Anfang 30, fährt mit ihrem Vater ans Meer, in genau das Ferienhaus, wo sie vor 17 Jahren zum letzten Mal als ganze Familie Urlaub machten. Damals kamen ihre Mutter und ihr kleiner Bruder im Meer ums Leben und sie konnte mit ihrem Vater nie darüber sprechen. Auch jetzt kommt keine Kommunikation zustande, aber die Toten werden in ihren Gedanken immer lebendiger, begleiten sie durch den Tag. Langsam, in sparsamen Andeutungen, mehr weglassend als beschreibend, kommt Licht in die Vergangenheit. Es offenbart sich eine Familientragödie, so banal wie schrecklich, mit deren Auswirkungen die Erzählerin ihr ganzes Leben zu kämpfen hatte. Mit dem ihr eigenen Stil, lakonisch und mit einer gewissen Ironie messerscharf beobachtend beschreibt A. Hennig von Lange ("Ich habe einfach Glück", BA 4/02, "Mai 3D", BA 7/00) eine im Grunde tieftraurige Familiengeschichte, das Leiden der Personen wird fast körperlich fühlbar. Meisterhaft erzählt, sollte neben den anderen Titeln nirgendwo fehlen.
Personen: Hennig von Lange, Alexa
HENN
Hennig von Lange, Alexa:
Woher ich komme : Roman / Alexa Hennig von Lange. - 1. Aufl. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2003. - 108 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-87134-459-6 fest geb. : EUR 14.90
HENN - sch. Lit.Erw