Welsh, Renate
Dr. Chickensoup
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Annotation: Seitdem der Vater die Familie verlassen hat, sitzen Julia und ihre Mutter in der Armutsfalle. Durch neue Freundschaften schöpfen sie wieder Mut. Rezension: Wenn eine Familie zerbricht, steigt das Armutsrisiko signifikant. Renate Welsh, Spezialistin für sensible Porträts von Mädchen und Frauen in schwierigen Lebenssituationen, gibt diesem statistischen Zusammenhang in ihrem neuen Roman das Gesicht von Julia. Seitdem der Vater die Familie verlassen hat, ist sie von vielem ausgeschlossen. Schwimmbadbesuche, Geburtstagsgeschenke oder Handschuhe ohne das kindische Band - all das kostet Geld, das die Mutter nicht hat. Auch wenn sie eines Abends mit blau lackierten Fingernägeln nach Hause kommt, auf die kleine weiße Blümchen gemalt worden sind. "Das sei einfach so im Vorübergehen passiert. Und schließlich habe sie doch bitte schön das Recht, sich ab und zu etwas zu gönnen, oder etwa nicht?" Der Vater fort, die Mutter mit der Situation überfordert: Gut, dass es wenigstens die Nachbarin gibt, die Julia ab und zu zum Mittagessen einlädt. Bei ihr kann Julia sich fallen lassen, während von ihrer Oma zwar Hilfen wie Handywertkarten und Hühnersuppen, aber auch ständige Vorwürfe kommen, die die familiäre Finanzkrise noch verschärfen: Wie ein trotziges Kleinkind verweigert Julias Mutter jegliche Einsicht. Die starren Fronten werden erst aufgeweicht, als die Mutter den ebenfalls mittellosen, aber sehr bodenständigen Marcel trifft und neuen Lebensmut gewinnt. Und auch Julia findet in ihrer neuen Klassenkollegin Leyla nicht nur eine Freundin, sondern durch sie auch den Mut, in der Schule endlich ehrlich zu sagen, dass ihr das Geld für vieles fehlt. Und plötzlich trauen sich auch die anderen zu erzählen, welche Probleme es bei ihnen zu Hause gibt. Hühnersuppe ist gut, Ehrlichkeit und Freundschaft sind besser: In einem wärmeren sozialen Klima verschwinden Probleme zwar nicht von selbst, doch fühlt man sich zumindest nicht mehr so allein mit ihnen. Nicht so recht zu der Ernsthaftigkeit, mit der Renate Welsh das Thema angegangen ist und die auch Julia auszeichnet, passen Friederike Grünstichs comicartige Illustrationen. Mit der kindlichen Strichführung wirken sie wie eben mal hingekritzelt - und damit wie ein Zugeständnis an einen von "Gregs Tagebuch" geprägten Zeitgeschmack.


Rezension


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Personen: Welsh, Renate Grünstich, Friederike

Welsh, Renate:
Dr. Chickensoup / Renate Welsh. - St. Pölten : Nilpferd in Residenz, 2011. - 143 S. : Ill.
ISBN 978-3-7017-2099-6

Zugangsnummer: 0002905001 - Barcode: 2-0000000-8-02029702-2
JE.F - Signatur: JE.F Wel - ALT