Mwanza Mujila, Fiston
Tram 83 Roman
Buch

Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Michaela Grames; Skurrile Erzählung über das verrückte Treiben in einer afrikanischen Bergbaustadt. (DR) Irgendwo in Afrika, in einer heruntergekommenen Bergbaustadt, herrscht ein reges Treiben einer Vielzahl von abgewrackten, hoffnungslosen Menschen. Prostituierte jeden Alters, Grubenarbeiter, Studenten, Touristen, Kellnerinnen und viele mehr versuchen verzweifelt, ihr Auslangen zu finden. Zentrum des Getümmels ist das "Tram 83", eine berüchtigte Kneipe, in der getrunken, getanzt, geprügelt und in den "gemischten Toiletten" den verschiedensten Bedürfnissen nachgekommen wird. Der zartbesaitete Schriftsteller Lucien und der durchtriebene Gauner Requiem gehören zum Inventar des "Tram 83" und beide trachten auf ihre Weise danach, mit dem rasanten Rhythmus des Lebens mitzuhalten. "Tram 83" ist eine skurrile, farbenfrohe Erzählung voll hintergründigem Humor und Ironie. Der Autor liebt es, mit der Sprache zu spielen, arbeitet immer wieder mit Wiederholungen und versteht es, eine verschwitzte, hektische und aufgeheizte Atmosphäre zu vermitteln, in der das Faustrecht gilt und jeder auf seinen Vorteil aus ist. Ist die Handlung letztlich auch wirr und phasenweise nicht wirklich nachvollziehbar, so ist dieser Roman dennoch ein außergewöhnliches, buntes Werk für LiebhaberInnen von Literatur, die vom Pfad des Gewöhnlichen abweicht. ---- Quelle: Pool Feuilleton; Was wie ein Vehikel oder eine Tram in eine magische Gegend klingt, ist in Wirklichkeit eine Disco, die beinahe rund um die Uhr offenhält. Fiston Mwanza Muijla wählt die überirdische Kultstätte "Tram 83", um darin zu zeigen, wie Kultur jegliche Strukturen sprengen kann und quasi die Aufgaben des Staates übernimmt. In Tram 83 geht es um Chaos pur. Musik, Sex, Geschäfte, Drogen, Gewalt und Religion flackern als Disco-Kugeln über dem Publikum, das aus allen Gegenden des Kontinents zu kommen scheint. Hauptfiguren in diesem emotionalen Wirrwarr sind der Verleger und Kulturmanager Requiem und der ziemlich derangierte Historiker und Schriftsteller Lucien. Ein Plot besteht darin, dass Lucien ein Bühnen-Epos verfassen wird, das unter dem Titel "Das Afrika der Möglichkeiten" die Welt verändern soll. (49) Diese Geschichte geht natürlich nicht auf, weil das Leben stärker ist als seine Beschreibung oder gar Transformation zu einem Stück. Die Nächte vergehen in Orgien, "wo es schön ist wie in diesen Filmen, wo sie Geschlechtsverkehr haben". (93) Am orgiastischen Überlebenskampf sind vor allem Küken beteiligt, wie die minderjährigen Prostituierten genannt werden, die jedes noch so männliche Getue in die Knie zwingen. Während sich in Tram 83 alles zu einem undefinierbaren Sound bewegt, lassen sich in Nebenerzählungen die Strukturen des Außenlandes ablesen. Die Umgebung heißt ganz lapidar "Stadtland" und ist in diverse Viertel aufgeteilt, die man nicht ungeschoren wechseln kann. Die höchste Anerkennung genießt das Viertel der Weißen, worin jene wohnen, die es in diesem Chaos nach oben geschafft haben. Weiter draußen gibt es eine Mine der Hoffnung, worin ehemalige Kindersoldaten illegale Bergwerke beaufsichtigen und den Küken-Handel managen. Das pure Überleben zwingt einen oft in seltsame Berufe, so reüssiert jemand als Gebrauchtsarghändler, ein anderer besingt Lokomotiven, ein dritter trägt das Lob der Folter vor und wird anschließend gefoltert. "Was sagt die Uhr?" heißt die zeitlose Formel, nach der sich das Publikum zu richten scheint, weil es keine Antwort darauf gibt. Ein Negus führt sein Zauberprogramm vor, das er für ein politisches Manifest hält, ein General wird in einem Stück so kaputt gemacht, dass er anschließend in der Realität durchdreht Fiston Mwanza Mujila schreibt in einem atemberaubenden Ton, der trotz der Übersetzungen ins Französische und Deutsche nichts von seinem archaischen Sound verliert. Letztlich sind diese modernen Städte durch und durch selbst ungezähmte Literatur, an die wir Europäer uns auf den alten Stanley-Trassen des Dschungels nur mühsam herantasten können. Diese Literatur ist schneller als die Leser, die ihr hinterherhecheln. Helmuth Schönauer


Rezension


Dieses Medium ist verfügbar.

Personen: Mwanza Mujila, Fiston Meyer, Katharina Müller, Lena

DR Mwa

Mwanza Mujila, Fiston:
Tram 83 : Roman / Fiston Mwanza Mujila. Aus dem Franz. von Katharina Meyer und Lena Müller. - Wien : Zsolnay, 2016. - 206 S.
ISBN 978-3-552-05797-5

Zugangsnummer: 10765
Romane, Erzählungen und Novellen - Buch