Jungels, Carla
Maria und Jesus
Buch

Wie Jesus den Glauben seines Volkes bei Maria lernt und Maria ihren Sohn begleitet hat.


Rezension

Die Verfasserin erzählt aus der Tradition der römisch-katholischen Kirche die Geschichte der Maria, wie sie sich ihr aus den Schriften des neuen Testamentes erschließt. So entstammen etwa zwei Drittel des nicht paginierten Buches den Texten der ersten zwei Kapitel des Lukasevangeliums. Hier gefällt die einfühlsame Weise, in der dargestellt ist, wie Maria ihrem Sohn die Tradition ihres Glaubens vermittelt. Leider wird dann gerade, wo Lukas stark in der Darstellung der jungen Maria ist, die Darstellung des Lobgesangs so verkürzt zitiert, dass nichts von der die Welt wendenden und damit politischen Botschaft des Magnifikats übrig bleibt! Schon hier zeigt sich dann auch eine eher legendenhafte Weise des Erzählens, wenn z. B. der junge Jesus seine éAntrittsredeÆ in Nazareth mit den Worten aus Jesaja 61 schon vorweg nimmt. Der Weg Jesu in Galiläa wird in drei kurzen Geschichten nachgezeichnet, bevor er in Begleitung von Maria seinen Weg nach Jerusalem antritt. Die Darstellung der Passionsgeschichte erscheint in der Auswahl der biblischen Texte beliebig, und die Erzählung scheint von der Geschichte des Leidens Jesu zu einer Mit-Leidensgeschichte der Maria umgedeutet zu werden, wenn Maria mit Jesus den Anfang des jüdischen Sterbegebets nach Ps 22 zitiert: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Noch befremdlicher ist dann, wenn ihr das Wort Jesu am Kreuz nach Lukas 23,46: éVater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!Æ in der folgenden Form in den Mund gelegt wird: éVater, ich lege meinen Sohn in deine Hände.Æ Ungeklärt bleibt, warum die Bezeichnung éApostelÆ für die Jünger Jesu vor seinem Tod gebraucht wird, während nach Ostern die Begriffe éApostelÆ und éJüngerÆ wechselnd gebraucht werden, ohne dass eine erkennbare Unterscheidung gemeint sein kann (siehe dazu die letzte Textseite des Buches). Offen und nicht begründet bleibt auch die am Ende des Buches aufgestellte These, dass die "Apostel" erkennen, " dass Maria mit ihrem Sohn Jesus bei Gott lebt und weiter für sie da sein will." Dies kann weder aus den biblischen Zeugnissen, noch aus dem Apostolischen Glaubensbekenntnis erschlossen werden. Die aufwändigen Illustrationen stammen von Lukas Ruegenberg, der mit seinen Motiven, zu einem großen Teil doppelseitig, die Texte begleitet, dabei wechseln schwarz-weiße und farbige Darstellungen nach Stimmungen in den Geschichten ab. Nun könnte ein Grund für die Empfehlung dieses Buches sein, dass hier im Sinne des ökumenischen Austausches ein Blick auf die Mutter Jesu aus katholischer Sicht eröffnet wird. Leider sind hier aber die Geschichten, wie oben dargestellt, nicht genügend lektoriert worden, so dass deutliche Missverständnisse, auch für katholische Leserinnen und Leser, nicht ausgeschlossen bleiben.

Aus den vorgenannten Gründen nicht empfohlen.

Rezensent: Ulrich Walter


Personen: Jungels, Carla

Schlagwörter: Bibel

Jungels, Carla:
Maria und Jesus / Carla Jungels. Lukas Ruegenberg. - Düsseldorf : Patmos, 2008. - o.Pag. : überw. Ill. ; 27 cm
ISBN 978-3-491-79782-6 geb. : EUR 18.00

Zugangsnummer: 0002/4836
Bilderbücher (einschl. Märchen- u. Sachbilderbücher) - Buch