Piumini, Roberto
Matti und der Großvater
Buch

Abschiednehmen eines Jungen von seinem Großvater.


Rezension

Die Familie und Matti stehen am Sterbebett des Großvaters, als Mattis Gedanken zu wandern beginnen. Er hört schließlich Großvaters Stimme, die ihn zu einem gemeinsamen Spaziergang auffordert. Die beiden gehen zum Fluss, sie beobachten ein Pferd, sie fangen einen Fisch und sie suchen einen Schatz. Der gemeinsame Spaziergang symbolisiert die Welt der Erfahrung und den Kosmos der Phantasie, die der Großvater seinem Enkel hinterlässt. Traditionelle Zeichen des Todes, Anspielungen auf den Übergang von der einen in die andere Welt, sind z. B. das Ufer des Flusses und die Suche nach einer Brücke, der Weg zum Meer und das Schiff am Horizont als Symbole der Reise, die Beobachtung eines Sonnenuntergangs und ein Tor, das Mattis Traumspaziergang beendet und ihn ins Sterbezimmer zurückführt. In diesen so heiteren Sommertag (S. 40: "Der Himmel war, wie immer in dieser Geschichte, klar und voller Licht") mischt sich die Wirklichkeit des Sterbezimmers mehr und mehr ein. Matti muss beobachten, wie der Großvater immer kleiner wird, zum Schluss so winzig und unsichtbar, dass Matti ihn am Ende einatmen kann, wie eine Prise Tabak. Nur die großväterliche Stimme bleibt unverändert, Matti kann sie auch nach des Großvaters Tod wie eine innere Stimme hören. Piuminis Sprache ist einfach, weder sentimental noch metaphorisch überfrachtet. Quint Buchholz hat in seinen Illustrationen sowohl die Leichtigkeit eines norditalienischen Sommertages als auch die Todessymbolik aufgegriffen. Anregungen für Gespräche: Piuminis Erzählung ist allen, "die mit Kindern reden", gewidmet und stellt die besondere Beziehung von Großeltern und Enkeln in den Mittelpunkt. Der Abschied steht ganz im Lichte eines erfüllten Lebens, ist also sehr positiv gestaltet. Das Kleiner-Werden des Großvaters und die Metapher des Einatmens als Symbole des Sterbens und des Weiterlebens in der jüngeren Generation bedürfen eines intensiven Gespräches mit Kindern, die den Vorgang wörtlich nehmen und abwehrend oder beunruhigt darauf reagieren könnten. Aber eine sorgfältige Lektüre des Textes macht deutlich, dass der Großvater für Matti vor allem ein Gesprächspartner und Geschichtenerzähler gewesen ist, so bleibt nach dessen Tod vor allem die Stimme in Matti lebendig: "Und das ist deine Stimme?" "Ja, aber die hörst jetzt nur noch du." (S. 86)

Kinder ab 6 J. , ein Vorlesebuch für Großeltern und Enkel.

Rezensent: Barbara von Korff-Schmising


Personen: Piumini, Roberto

Schlagwörter: Sterben Großvater Abschied

Piumini, Roberto:
Matti und der Großvater / Roberto Piumini. Ill. von Quint Buchholz. Dt. von Maria Fehringer. - München : Dt. Taschenbuch Verl., 2001. - 96 S. - (Reihe Hanser ; 62065). - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-423-62065-9 kt. : EUR 9.50

Zugangsnummer: 0002/3075
Buch