Wolf, Julia
Walter Nowak bleibt liegen Roman
Buch

Ein schwerverletzter Mann lässt in Erinnerungsfetzen sein Leben Revue passieren.


Rezension

Walter Nowak ist 68 Jahre alt und hält sich durch tägliches 1000-Meter-Schwimmen im örtlichen Hallenbad fit. Das ist er sich selbst schuldig, denn schließlich ist er ein toller Hecht und das ist er auch der Frauenwelt schuldig, die er ein Leben lang faszinieren konnte. Schließlich ist er ja nun auch mit einer jüngeren Partnerin zusammen, die zu Beginn des Romans auf Tagung ist. Walter wird am Morgen X von der Schwimmerin auf der Nebenbahn abgelenkt und statt mit ihr mithalten zu können und "sich diesen Fisch zu schnappen", knallt er mit dem Kopf bei der Wende an den Beckenrand. Ohnmächtig und blutend wird er aus dem Wasser gezogen; natürlich geht er aufrecht nach Hause und dort klammert sich der schwerverletzte Nowak, blutend auf dem Bett liegend, an die Erinnerungsfetzen aus seinem Leben von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart. Sein Aufstieg als Unternehmer, seine erste Ehe, sein kaputtes Verhältnis zu seinem eigenen Sohn, seine Fleischeslust in jeglicher Form (und derzeit bekommt er zu Hause nur "gesundes Futter"): all dies wird, verwoben in Gedankenfetzen, beschrieben und macht die Lächerlichkeit seines Verständnisses von Geschlechterverhältnissen und sein überholtes Welt- und Selbstbild deutlich.

Der Roman ist assoziativ und sehr ungewöhnlich erzählt; an Sprache Interessierte werden ihn besonders genießen. Wolf erhielt 2016 dafür den 3sat-Preis beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis.

Rezensent: Christiane Spary


Personen: Wolf, Julia

Schlagwörter: Identität Mann

Wolf, Julia:
Walter Nowak bleibt liegen : Roman / Julia Wolf. - Frankfurt : Frankfurter Verl. - Anst., 2017. - 157 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-627-00233-6 geb. : EUR 21.00

Zugangsnummer: 2014/4495
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Wol - Buch