Der Autor erzählt von den 33 Tagen 1996, als sich sein Vater Jan Philipp Reemtsma in den Händen von Entführern befand.
Rezension
In dem autobiografischen Bericht ist Langeweile das zentrale Motiv, denn vor 22 Jahren kann der Autor 33 Tage nichts tun als Nichtstun. Am 25. März 1996 wird sein Vater entführt. Der normale Alltag, Schule und Freunde rücken in den Hintergrund und werden durch Unsicherheit und Langeweile ersetzt. Johann Scheerer, 13 Jahre alt, findet sich in einer anderen Welt wieder. Alles, von dem er glaubt, es sei normal, bleibt ihm verschlossen. In einem Alter, in dem er beginnt, sich von seinen Eltern zu distanzieren, belagern Verwandte, Freunde, Polizei sein Zuhause, sein Leben. Er empfindet vor allem Langeweile. Er guckt Fernsehen, hört Musik. Nur die Neuigkeiten der Entführer durchbrechen diese Monotonie. Das Gefühl von Machtlosigkeit macht ihm zu schaffen. Sensibel und persönlich mit einer gewissen Nüchternheit erzählt Johann Scheerer von diesen 33 Tagen aus Sicht des 13jährigen und erinnert sich an Details, Ausflüge, Gespräche der Erwachsenen, seine Gedanken und Gefühle. Umso fragiler wirkt der Bericht.
Johann Scheerer gelingt eine berührende, persönliche Beschreibung der Entführung Jan Philipp Reemtsmas. Für alle, die nachdenklich sind.Rezensent: Andrea Zimmermann
Personen: Scheerer, Johann
Scheerer, Johann:
Wir sind dann wohl die Angehörigen : Die Geschichte einer Entführung. Roman / Johann Scheerer. - München : Piper, 2018. - 235 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-05909-1 geb. : EUR 20.00
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Signatur: Bb Schee - Buch