Der morbid-opulente Charme des „Grand Hotel Bellvue“ erinnert ein wenig an Wes Andersons „Grand Hotel Budapest“ – und auch die Personage ist mindestens ebenso schräg: Weil die Workaholic-Eltern ihren Nachwuchs im Hotel vergessen, als sie Hals über Kopf zu einem Termin eilen, beginnt der kleine Hund ein Praktikum in dem Etablissement: Und zeigt dabei dem wunderschön-kapriziösen Zimmermädchen Mademoiselle Tütü (eine Königspudeldame), dass man Staub nicht durch Wegpusten mit spitzer Schnauze, sondern mit dem Staubsauger entfernt, dem Küchenchef – einem Mops –, wie man Eier kocht, und Car-Boy – einem Bobtail, dem das Fell über die Augen hängt –, wie man edle Karossen einparkt. Lange Rede, kurzer Sinn: Nach ein paar Tagen Praktikums des kleinen Hundes läuft der Laden wie geschmiert, denn alle Hunde sind nun gemäß ihrer Fähigkeiten eingesetzt und endlich happy im Job. Mag „Grand Hotel Bellvue“ auch zu gleichen Teilen die protestantische Arbeitsethik wie das Mantra „Tu-was-du-liebst-und-lieb-was-du-tust“ umwehen, so tut das dem Spaß beim Blättern und Lesen keinen Abbruch: Denn Henrik Jonas entwirft in seinen digitalen Collagen ein fantasievolles, detailverliebtes Setting und zeichnet jeden Hund als individuellen, witzigen Charakter mit schrullig-charmanten Eigenheiten: Oft ein bisschen verpeilt, aber genau deshalb sehr sympathisch.