Leben ist Handlung, während Gut und Böse sich zu verwischen scheinen. (DR) Die Autorin ist eine der bedeutendsten skandinavischen AutorInnen der Gegenwart: Sie fordert ihre LeserInnen heraus und mutet ihnen viel zu. So greift Ekman auf den schwedischen Klassiker "Doktor Glas" von Hjalmar Söderberg zurück, ein Buch, das bei seinem Erscheinen 1907 gleich zum Skandalbuch aufstieg. Wieder ist es ein Arzt, der mordet, wieder spielt einer Gott oder Göttin, wieder rechtfertigt einer seine Tat. Hier wird tiefgründig reflektiert, zitiert und erneut reflektiert: Kein schneller Mord und kein irrwitziger Ermittler lässt hier den Kaffee kalt werden. Im Gegenteil, hier wird still und vorsichtig, gelegentlich nahezu beiläufig davon erzählt, wie sich das Tabu des "Du sollst nicht töten" immer stärker auflöst. "Die Sprache wird nicht schön, wenn der Schreiber ein schmutziges Leben führt", sinniert der Stockholmer Arzt Pontus Revinge, der Aufzeichnungen, aber keine Beichte abliefern will. Der Adressat seiner exakten Reflexionen ist Hjalmar Söderberg, der von ihm so bewunderte Schriftsteller. Ohne dessen Klassiker "Doktor Glas" zu kennen, gelingt diese mehrgleisige Spurensuche als Leser, Leserin. "Es gibt keine Schuld", wird hier aus diesem Klassiker zitiert und man findet sich wieder bei Dürrenmatt und seinen theoretischen Abhandlungen zum Kriminalroman. Man bleibt mit Schaudern, Irritation und dennoch aufgeweckt zurück und will an die saubere Trennung von Gut und Böse nicht mehr so recht glauben. Und das ist gut so. *bn* Christina Repolust
Personen: Ekman, Kerstin Binder, Hedwig M.
Ekman, Kerstin:
Tagebuch eines Mörders : Roman / Kerstin Ekman. Aus dem Schwed. von Hedwig M. Binder. - München : Piper, 2011. - 244 S.
ISBN 978-3-492-05427-0 fest geb. : ca. ? 18,50
Romane, Erzählungen und Novellen - Signatur: DR Ekman - Buch